Das prostataspezifische Antigen (kurz: PSA) ist ein Enzym, welches in der Prostata des Mannes produziert und über prostatische Ausführungsgänge dem Ejakulat beigemischt wird. Es ist beim Mann nicht nur im Seminalplasma, der Grundsubstanz des Spermas, vorzufinden, sondern auch in anderen Körperregionen wie den Brustdrüsen, der Schilddrüse sowie den Hoden und im Bluteserum. Letzteres wird herangezogen, um den PSA-Test durchzuführen, welcher einen wichtigen Parameter (auch Marker genannt) bei der Diagnostik und Nachkontrolle von Prostatakarzinomen darstellt. Zu beachten ist jedoch, dass es sich dabei um keinen Tumor-, sondern um einen Gewebemarker handelt. So können auch bei einem nicht an Prostatakrebs erkranken Menschen schwankende Konzentrationen des PSA-Enzyms vorliegen.
Der PSA-Test: Enzymkonzentration im Blut
Unter dem PSA-Test versteht man in der Medizin die Ermittlung und Analyse der im Blut des Patienten befindlichem PSA-Konzentration. Diese ist einerseits davon abhängig, welche Mengen des Enzyms ins Blut gelangen und andererseits wie viel vom menschlichen Körper wieder abgebaut bzw. ausgeschieden wird. Beide Faktoren sind von Mann zu Mann unterschiedlich und unterliegen zudem natürlichen Schwankungen. Zu den am häufigsten auftretenden Einflussfaktoren, welche die Werte erhöhen können, zählen unter anderem:
- die Menge an Prostatagewebe (nimm meist im Alter zu)
- diverse Medikamente
- Erkrankungen/Reizungen der Prostata
- Sport, Sex oder vergleichbare mechanische Belastungen
- medizinische Maßnahmen
Zu den senkenden Faktoren zählen dagegen gewisse Medikamente sowie die teilweise oder vollständige Entfernung von Prostatagewebe (Prostatektomie).
Grenzwerte und Wahrscheinlichkeiten von Prostatakrebs
Zwar unterliegt die Konzentration an PSA-Enzymen im Blut natürlichen Schwankungen, jedoch gelten in der Medizin 4 ng/ml als Grenzwert zwischen einer gesunden und einer erkrankten Prostata. Meist werden in regelmäßigen Abständen Tests durchgeführt, umpotentielle steigende Tendenzen der Konzentration festzustellen, welche auf ein Karzinom hinweisen können. So liegt die Wahrscheinlichkeit eines Karzinoms bei 25-35 %, wenn Werte im Intervall von 4-10 ng/ml festgestellt wurden. Werte jenseits von 10 ng/ml lassen hingegen auf eine Wahrscheinlichkeit von etwa 50-80 % vermuten. Im Allgemeinen gilt: je höher die PSA-Konzentration im Blut, desto höher auch die Wahrscheinlichkeit eines Karzinoms. Allerdings ist zu beachten, dass der Trend der Werte entscheidend ist, da es durchaus vorkommt, dass Krebs auch unter dem Grenzwert von 4 ng/ml auftritt oder dieser nicht vorzufinden ist, obwohl die Messwerte regelmäßig über 10 ng/ml liegen.
Fehldiagnosen: Anfälligkeit des PSA-Tests
Durch die oben genannten zahlreichen Einflussfaktoren, lassen selbst wiederholt erhöhte PSA-Werte nicht zwangsläufig auf eine Krebserkrankung schließen. So können gutartige Veränderung oder eine Prostatitis, also eine Entzündung des Organs, zu falschen Diagnosen führen. Es kommt daher nicht selten zu unnötigen Stanzbiopsien an der Prostata, welche oftmals zu Erektionsstörungen bei den Patienten führen.
So veröffentlichte das Medical Center der University of Kansas eine Studie, wonach 22 % der Biopsien eine leichte, 16 % eine leichte bis mäßige, 10 % eine mäßige und ganze 14 % eine schwere erektile Dysfunktion mit sich zogen. Des Weiteren klagten etwa ein Drittel aller Patienten (34 %) eine Woche nach dem Eingriff über Erektionsprobleme.
Auch ist es in nicht wenigen Fällen von PSA-Analysen zu gegenteiligen Diagnose gekommen, bei welcher eine Reihe von unauffälligen PSA-Werten nicht auf ein Karzinom hindeuteten, obwohl dieses bereits vorhanden war. Eine sofortige Entscheidung bzgl. einer Prostatektomie nach einer vergleichsweisen kurzen Beobachtungsphase ist aufgrund der Fehleranfälligkeiten von PSA-Tests daher fraglich.
Meist keine Kostenübernahme der Krankenkasse
Bedingt durch die relativ hohe Fehlerwahrscheinlichkeit bei Diagnosen, welche sich alleinig auf den PSA-Wert berufen, zahlen gesetzliche Krankenkasse i.d.R. den Test bei gesunden Männern nicht. Weisen Patienten jedoch ein erhöhtes Krebswachstums-Risiko auf, wie es bspw. bei der Vergabe von Testosteron der Fall ist, findet eine Übernahme der Kosten allerdings statt. In Österreich ist eine Kontrolle der PSA-Werte Bestandteil der urologischen Vorsorgeuntersuchung, welche ab dem 50. Lebensjahr erfolgen kann.
PSA-Messung nach Prostatakrebs-Therapie
Während die PSA-Analyse als hinreichender Indikator für ein potentielles Karzinom von Fachleuten infrage gestellt wird, findet diese jedoch Anwendung als Kontrollgröße nach einer erfolgten Therapie. So weisen tendenziell abfallende Werte auf einen Rückgang der Erkrankung hin.
Patienten, welche sich einer teilweisen oder gar vollständigen Prostatektomie unterzogen, gelten als geheilt, wenn ihre Messwerte sich normalisiert haben. Meist erfolgen im ersten Jahr nach der Prostatektomie Kontrollen in einem dreimonatigen Zyklus, die darauffolgenden vier Jahre sind Kontrollen alle sechs Monate üblich.
Im Falle einer Strahlentherapie sind ein- oder mehrmalig vorübergehende Anstiege der PSA-Werte jedoch nicht unüblich. Dieses Phänomen wird als PSA-bounce bezeichnet und kann noch bis zu fünf Jahre nach der Behandlung auftreten.
Eine erneute Ausbreitung der Erkrankung ohne PSA-Anstieg ist äußerst selten. Im Schnitt liegen zwischen erneutem PSA-Anstieg und Metastasenbildung, welche sich durch merkliche Beschwerden äußern, acht Jahre.